TV-TIPP: EINER DER BESTEN WESTERN ALLER ZEITEN – KLUG, WUNDERSCHöN UND ZUTIEFST ERSCHüTTERND

Schauspiellegende John Wayne gehört zu den größten Stars des Westernkinos und prägte ebenso lange wie intensiv das Selbstbild der USA. Doch keiner seiner Western ist so schön und zugleich erschütternd wie „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“: Der spannende, berührende Spätwestern entfernt sich eindringlich vom vereinfachten Konservativismus vieler John-Wayne-Filme (und Waynes realen Ansichten).

Stattdessen trifft er in malerischen Bildern schmerzlich-exakt einen blankliegenden Nerv (nicht nur) der USA. Der NDR zeigt „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ in der Nacht von heute auf den 21. April 2024 ab 0.20 Uhr. Des Weiteren ist der viel besungene Klassiker des Meisterregisseurs John Ford beim Sky-Streamingdienst WOW im Abo enthalten.

Zudem ist der Western-Meilenstein als VOD via Prime Video* verfügbar. Oder ihr greift zur 4K-Disc*, die überraschend kurzweilige Extras enthält, die „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ genauer in den Kontext des Westernkinos und Fords Vita einordnen.

"Der Mann, der Liberty Valance erschoss": Ein Wechselbad der Gefühle

Senator Stoddard (James Stewart) gibt sich seinem Kummer hin: Sein Freund Tom (John Wayne) soll bald im gesetzlosen Shinbone beerdigt werden. Angestachelt von einem Reporter, schwelgt der Politiker in Erinnerungen an die Zeit, als er dort unterrichtete. Pikanterweise waren Stoddard und der raubeinige Rancher Tom lange in dieselbe Frau verliebt – Steakhouse-Bedienung Hallie (Vera Miles). Zwischen ihnen passte jedoch kein Blatt, als sie gemeinsam den Kampf gegen den ruchlosen Ganoven Liberty Valance (Lee Marvin) aufnahmen. Oder ist das alles reine Legende..?

John Ford hatte in seinen Western stets ein Auge für die Belange der normalen, vermeintlich unscheinbaren Landbevölkerung. Also jene Figuren, die in diesem Genre oft nur dazu da sind, zu fliehen, zu flehen und bedroht, verletzt oder gar getötet zu werden. Mit Feingefühl skizzierte er oft ein komplexes Bild, in dem der Komfort und Witz des Alltags unmittelbar neben bedrohlichen Risiken und großer Dramatik liegen.

In „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ trifft diese Stärke auf einen geschärften Blick für die Western-Ästhetik: Das Treiben in Shinbone präsentiert sich in malerischen Bildern, die wunderschön anzuschauen und anspruchsvoll arrangiert sind. Im Einklang mit der Erzählweise, durch die man lange Zeit nicht exakt weiß, was man glauben soll, entsteht eine ausdifferenzierte Schwermut.

„Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ ist melancholisch und sehnsüchtig, beweist aber auch eine schmerzvolle Klarsicht: Der Film kritisiert das fehlgeleitete, romantisierte Bild des grantigen Revolverhelden. Und mehr noch die Liebe der US-Gesellschaft für reißerische Plattitüden, die aus komplizierten, wahren Zusammenhängen mit einem Schlag simple Lügen mit klaren Feindbilden formen.

Nicht umsonst verdiente sich dieser Sturm der Emotionen mit seiner Erzählung „von Freiheit, Recht und Ordnung, Politik, Gewalt und Presse(freiheit)“ in der FILMSTARTS-Kritik von René Malgo die Höchstpunktzahl. Und selbstredend landete der berührend gespielte (und tragikomisch mit Archetypen spielende) Klassiker im FILMSTARTS-Ranking der besten Western aller Zeiten:

Dies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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